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Goldinger Straße 26

 

Goldinger Str. 26 um 1900Goldinger Straße 26 um 1900
Goldinger Str. 26 im Jahr 2014
Goldinger Straße 26 im Jahr 2014
 

Dieses Grundstück entstand erst im Jahr 1860 durch Abtrennung vom großen Falkenhoffschen Grundstück Goldinger Straße 15, das sich beidseits der Landstraße Richtung Goldingen erstreckte. Itzig Edelberg kaufte es und baute dort das erste Haus, das er 1873 Auguste Vogel für 1.600 Rubel verkaufte.

Wahrscheinlich wurde das Haus auf der Ansichtskarte zwischen 1873 und 1881 erbaut. Vogel verkaufte das für 1.600 Rubel erworbene Gebäude an Henriette Baroness Korff geb. von Roenne für 4.500 Rubel.

Im Grundbuch ist ein erneuter Kauf für 4.500 Rubel am 28. September 1893 auf den Namen der Hasenpothschen Privatklinik eingetragen. Verkäuferin war Baronesse Korff, die Käufer Isalia Baronesse Osten-Sacken, Leo Baron Buchholz, Cecil Baron Behr. Im Jahresbericht der Hasenpothschen [deutschen] Wohltätigkeitsgesellschaft von 1902 ist erwähnt, dass das Krankenhaus seine Tätigkeit schon am 5. Oktober 1890 aufgenommen hat.

Der offizielle Name des Krankenhauses war „Hasenpothsche Privatklinik der Barmherzigen Schwestern“. Das Haus wurde von den Gutsbesitzern der Umgebung finanziell unterhalten und vom Direktorat der drei erwähnten Gutsherren verwaltet.

Die Klinik diente auch als Seuchenklinik. Hier wurden beispielsweise Pockenkranke behandelt.

1901 bestand das Krankenhaus aus 7 Zimmern. Davon hatten 3 je 4 Betten. - 1 Zimmer für Frauen, 2 Zimmer für Männer. Außerdem gab es 1 Zimmer für wohlhabende Patienten, 1 Zimmer für ansteckende Kranke und einen OP-Saal, sowie auch einen Arbeitsraum für das Personal.

1914 gab es in der Klinik 14 Krankenbetten.

Diese Privatklinik arbeitete bis zur deutschen Okkupation im Ersten Weltkrieg. Dann wurde daraus das Kreiskrankenhaus, dessen Wirtschaftsleiter Pastor Hermann Seiler war. Diesen Status behielt die Klinik auch nach dem Ersten Weltkrieg, als sie im Jahr 1919 anfangs der Hasenpothsche Kreissowjet und dann die Kreisverwaltung übernahmen. Da sowohl die Räume, als auch das Inventar der Klinik Privateigentum waren, war dafür Pacht zu entrichten. Ab 15.Oktober 1921 war die Stadtverwaltung Hasenpoth Mieterin der Klinik. Bevollmächtigter der in Deutschland lebenden Eigentümer war der Arzt der Klinik und ihr Direktor Adolf Sedding. Wahrscheinlich ist deswegen im staatlichen Adressenkalender des Jahres 1922 zu lesen: „Klinik Dr. Sedding” in Hasenpoth.

1924 gab es in der Klinik 15 Krankenbetten.

Ein anschauliches Bild zur Tätigkeit der von der Stadt Hasenpoth verwalteten Klinik bietet das Sitzungsprotokoll der Revisionskommission der Stadt vom 18. Juli 1929:

"Anlässlich der Besichtigung der Klinik stellt die Kommission vor Ort fest, dass Gebäude und Innenräume den Ansprüchen einer Klinik absolut nicht genügen. Das Gebäude ist sehr alt und verfallen. Deswegen ist es nicht möglich, die äußeren Fenster einzusetzen und auch die inneren richtig zu schließen. Die Öfen sind defekt und halten kaum Wärme. In den Räumen gibt es keine Belüftung. In der Baracke für Infektionskrankheiten ist es feucht und sogar im Sommer kalt. In einer Barackenecke riecht man die Abortgrube, die sich unter dem Fußboden befindet. Der Abort hat keine Belüftung und man kann ihn in der benachbarten Küche und in den Krankenzimmern riechen. Der OP-Raum ist klein und dunkel, die Wände ohne Ölfarbe. Das Personal muss durch den OP-Raum in seine Wohnräume gehen. Das Bad ist äußerst eng, die Küche dunkel.

Das Gebäude lässt sich kaum den Mindestforderungen entsprechend umbauen.

Der Medikamentenschrank im Gang steht unverschlossen und ist jedem Patienten zugänglich. Der Medikamentenschrank im OP-Raum steht ebenfalls offen.

Über den Verbrauch von Produkten in der Klinik werden keine Bücher geführt. Es gibt auch keine Bestimmungen zu den Rationen.“

Ab den 1. Januar 1932 wurde das Stadtkrankenhaus Hasenpoth zum Kreiskrankenhaus. Aber juristisch gesehen war es ein herrenloses Grundstück. Klinikverwalter wurde Dāvids Čakarnis, Bezirksarzt der Gemeinden Hasenpoth, Appricken und Laschen.

Die Klinik bestand aus einem etwa 1 Lofstelle großem Obst- und Gemüsegarten, einem  einstöckigen Gebäude, in dem sich die Klinik befand (4 Zimmer mit 16 Betten für allgemein Erkrankte und 1 separater Raum im Anbau mit 6 Betten für Infektionskrankheiten, das Schwesternzimmer, Kanzlei, Ambulanz, Küche, Wäscherei, Pförtnerwohnung, Korridor und Dachboden) und einem Wirtschaftsgebäude. Zur Autopsie wurde der Brennholzschuppen - ohne Beleuchtung, ohne Heizung und ohne Wasser - genutzt.

1933 ging die Immobilie Goldinger Straße 26 in Staatseigentum über. Die Eigentumsfrage wurde vom Libauschen Bezirksgericht entschieden und der Lettische Staat in der Person des Finanzministers zum einzigen Erben erklärt. Im gleichen Jahr kaufte die Kreisverwaltung Hasenpoth sie für 3.000 Lat dem lettischen Staat ab und verkaufte sie zwei Jahre später der lettischen ev.-luth. Kirchengemeinde Hasenpoth für 4.500 Lat. Am 1.April 1935 endete die Klinikarbeit in diesem Gebäude.

Im Jahresbericht 1935 der ev. luth. Gemeinde Hasenpoth ist zu lesen: „Einen großen Aufschwung für die Gemeindearbeit brachte der Erwerb des Gemeindehauses. […] Um das Klinikgebäude für die Bedürfnisse der Gemeinde herzurichten, wurde es gründlich renoviert. Eine Wand wurde herausgerissen, neue Türen eingebaut, alle Räume nach Vorschlägen des Künstlers Jānis. Audriņš gestrichen. Er stiftete außerdem für den Gemeindesaal das große Gemälde «Wasser des Lebens» [. . .] Einrichtung wurde beschafft: von der Stadt ein Harmonium mit 12 Registern, Bänke, Schränke, Tische, Kleiderbügel usw., außerdem wurde die passende Beleuchtung angebracht."

Aber auch der Gemeinde fehlten die Mittel zur Unterhaltung dieses Hauses  weshalb es 1940 verkauft und vom Beamten der Kriegsverwaltung des Kreises Hasenpoth Jūlijs Kazaks und seine Ehefrau Karlīne Kazaka erworben wurde.

Heute ist ihre Tochter Rigmora Kazaka Eigentümerin.

 

 
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