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Die St. Johanniskirche

 

Blick auf die St. Johanniskirche und die Libausche Straße Nr. 5 um 1900
Blick auf die St. Johanniskirche und
die Libausche Straße Nr. 5 um 1900
Blick auf die St. Johanniskirche und die Libausche Straße Nr. 5 im Jahr 2016
Blick auf die St. Johanniskirche und
die Libausche Straße Nr. 5 im Jahr 2016
 

Auf dem heutigen Kirchenberg stand in alten Zeiten die Kurenburg Beyda die, wie in der Livländischen Reimchronik erwähnt, vom Ordensmeister Georg von Eichstätt in der Zeit von 1260 bis 1262 erobert wurde. Der Chronist berichtet, dass die Ordensritter, nachdem sie die Bernsteinburg bei Appricken (Apriķi) niedergebrannt hatten, sich Hasenpoth (Asseboten) zuwandten. Die Verteidiger der Hasenpother Burg ergaben sich kampflos eingedenk des Schicksals der Bernsteinburg. Sie waren gezwungen ihre Söhne den christlichen Ordensrittern als Pfand zu übergeben.

Es ist nicht bekannt, wann an der Stelle der Kurenburg der Sitz des kurländischen Domkapitels, auch „gemauerte Bischofsburg“ genannt, errichtet wurde. In einigen Quellen wird das 13. Jahrhundert vermutet. Dagegen spricht die Auffassung von Ernests Brastiņš, dem Erforscher der Burgberge Lettlands (Latvijas Pilskalni, 1923) sowohl auch die der der Historiker Andris Caune und Ieva Ose (Latvijas Viduslaiku Mūra Baznīcas, 2010). Danach soll der Dom und damit auch der Bischofssitz auf dem ehemaligen Kurenberg Hasenpoth erst im 14. Jh. errichtet worden sein. Soweit bekannt, wurde der Bischofssitz Hasenpoth 1338 zum ersten Mal erwähnt. Damals präzisierte Johann II, Bischof von Kurland, die Grenzen seiner Ländereien. Das älteste uns bekannte Dokument, in dem Hasenpoth als Sitz des Domkapitels genannt wird, ist die Urkunde zur Verleihung des Stadtrechts im Jahr 1378.

Der Forscher zum lettischen Mittelalter Indriķis Šterns erwähnt eine „Heilige Marienkirche zu Hasenpoth“. Ob das dieselbe Kirche war, wird vom Historiker nicht gesagt.

Die heutige Kirche ist in stark umgebauter Gestalt erhalten. So viel wir wissen, wurde sie 1555 renoviert, 1698/99 fast neu aufgebaut und 1733 noch einmal umgebaut. Anfangs war die Kirche ohne Glockenturm. Dann wurde ein Turm angebaut, der niedriger als die Kirche selbst war. Das heutige Aussehen bekam die Kirche im Jahr 1860.

Heutzutage sieht man über der Eingangstür der Kirche eine metallene Inschrift „Anno 1254“, die absolut nichts mit dieser Kirche zu tun hat. Der Künster Jānis Audriņš, auch Gründer und erster Leiter des Heimatmuseums in Hasenpoth, hat eine schriftliche Erklärung über die Entstehung dieser Jahreszahl hinterlassen: „Bei der Aufschrift Anno 1254 habe ich einen Unfug zu gestehen. Ein sehr netter Mann, der lange Jahre Theologie in Dorpat studiert hatte, aber nur Organist (Kantor) geworden war, hatte irgendwo in den Ordensregeln eine Vorschrift gefunden, laut der nach dem Aufbau einer Ordensburg innerhalb eines bestimmten Zeitraums, eine Kirche zu errichten gewesen sei. Nach seiner Berechnung sollte das 1254 geschehen sein. Ich sollte Skizzen für Lettern und Ziffern im Stil der entsprechenden Zeit anfertigen, nach denen der hiesige Schmied diese metallene Aufschrift exakt anfertigte. Also ist diese Jahreszahl rein theoretisch.“ Abschließend muss nur noch gesagt werden, dass diese nie eine Ordenskirche gewesen ist.

Leider ist auch die Annahme von A. Caune und I. Ose unsicher, wonach der Dom und die im Dokument von 1378 anlässlich der Verleihung des Stadtrechts erwähnte Gemeindekirche ein und dasselbe Gotteshaus sind und zwar der auf dem Burgberg der Kuren errichtete Dom des kurländischen Bischofs.

Tatsächlich wurde die St. Johanniskirche der evangelischen Gemeinde in Hasenpoth etwa um dieselbe Zeit wie der Dom gebaut. Sie stand auf der rechten Seite der heutigen Atmodas iela [im Mittelalter „Gaiša iela“(„Helle Straße“)], dem Anfang der Johannis Straße gegenüber. Die älteste bekannte Quelle, wo der Standort der Gemeindekirche präzisiert wird, ist ein Eintrag von 1569 im sogenannten Hasenpoth-Buch, das sich im Archiv des Herder-Instituts in Marburg befindet. An der St. Johanniskirche fing die „Gāra iela“ („Lange Straße“) an, die am Kloster endete. An der Stelle der mittelalterlichen „Langen Straße“ gibt es heute zwei Straßen - die „Jānu iela“(„Johannis Straße“) und die „Kuldigas iela“(„Goldinger Straße“). Zum Dom aber führte das „Baznīcas ieliņa“(„Kirchgässchen“), die heutige „Tebras iela“(„Tebber Straße“).

Da es bei den Eintragungen im Hasenpoth-Buch schon Ende des 16.Jh. nur um den Friedhof der Johanniskirche auf der rechten Seite der damaligen „Hellen Straße“ ging (auf dem Grundstück der heutigen Atmodas iela 14 und einem Teil des benachbarten Marktplatzes), ist zu folgern, dass die alte Kirche nicht mehr benutzt wurde. Die Mauern der Kirche waren noch Mitte des 18. Jh. erhalten. Damals genehmigte die Stadt dem Piltenschen Landrat, die Steine dieser Mauer zum Bau des Fundaments für das Ritterhaus zu benutzen. Was dann allerdings doch nicht erfolgte. Am Ende desselben Jahrhunderts waren von der Kirche nur noch Reste des Fundaments geblieben.

Wir wissen nicht genau, wann der einstige Dom in St. Johanniskirche umbenannt wurde. Es geschah vermutlich, als im Zuge der Reformation Herzog Magnus Bischof von Kurland wurde, das lutherische Pastorat Hasenpoth gründete und dem zugleich das Eigentum des Domkapitels übergab. So wurde der Dom zur Kirche der lutherischen Gemeinde. Doch noch lange nachher wurde Letztere in allen Dokumenten inklusive Protokollen kirchlicher Visitationen (Prüfung der Kirchen- und Gemeindetätigkeit) einfach Hasenpother Kirche, Gemeindekirche Hasenpoth, oder auch Gemeindekirche der Stadt Hasenpoth oder einfach Gemeindekirche genannt.

Der heilige Johannes als Patron der aus dem Bistumsdom von Kurland gebildeten lutherischen Kirche wird erstmals erwähnt in der Zeitschrift „Rigasche Stadt-Blätter“ vom 4. August 1825. Irrtümlich beruft sich der anonyme Autor auf die Gründungsurkunde der Stadt Hasenpoth.

Auch der Historiker E. H. Busch hat in seiner Veröffentlichung zu Russlands lutherischen Kirchen (St. Petersburg und Leipzig, 1867) irrtümlich angenommen, dass mit der im Gründungsdokument der Stadt (1378) erwähnte St. Johannis-Gemeinde in Hasenpoth der Dom des kurländischen Bischofs gemeint ist.

Sogar noch 1930, als die lutherische Kirche Hasenpoth zum ersten Mal ein großes Jubiläum (675 Jahre) aufwändig feierte, erwähnte der Ortspfarrer Hermann Robert Seiler in seinem Bericht über die Kirchengeschichte korrekt, dass man der Meinung sei, den Dom habe man Mitte des 13. Jh. gebaut und das könnte vor 675 Jahren gewesen sein. Dabei hat Seiler im Zusammenhang mit der Kirchengeschichte niemals den Namen des Heiligen Johannes erwähnt.

So weit über die Geschichte der lutherischen St. Johanniskirche Hasenpoth. Aber nicht weniger interessant sind auch die Geschichte der Kirchenglocken und der Orgel.

 

Die Kirchenglocken

Forscht man nach, mit wem die polnischen Kriegsleute zu der Zeit in Kurland kämpften, kann man feststellen, dass es sich um das Jahr 1583 handelt. Nach dem Tode des Gouverneurs von Pilten, dem dänischen Herzog Magnus, wurde die Region in den Krieg mitgerissen. Da Herzog Magnus Pilten dem Sohn von Gotthard Kettler, Friedrich, vermacht hatte, wollten die Polen einen so großen Einflusszuwachs des kurländischen Herzogs nicht zulassen. Deshalb befahl Georg Radziwill, polnischer Gouverneur Livlands, dem livländischen Statthalter, Pilten zu erobern. Befehlshaber der Polen war Oberst Oborski. Die Verteidigung Piltens organisierte Johann (der Ältere) von Behr.

Welche der Kirchen des Bezirks Pilten genau während dieser Kämpfe gelitten hat, ist nicht bekannt. Es ist auch nicht bekannt, ob die Kämpfe in der Stadt Hasenpoth geführt wurden. Dafür aber ist der Name der Person bekannt, die für das Umschmelzen der vom Feuer beschädigten Glocke in eine neue sorgte. Seinen Namen liest man in der schon erwähnten Aufschrift - Hans Stridebeck. Es ist auch bekannt, dass er mindestens seit 1561 Hasenpother Bürger gewesen ist, wie aus einer Urkunde hervorgeht. Hans Stribeck (Strybeck) plante einen Neubau auf seinem Grundstück Kleine Straße (Maza iela). 1567 hat Hans Stribeck auch ein Gebäude gekauft. 1612 findet man im Hasenpother Bürgerverzeichnis einen Nikolaus Striedbeck als einen der Ratsherren der Stadt. In den Protokollen kirchlicher Visitationen von 1623 findet man einen Klaus Striedebeck - Vogt in Hasenpoth. Das lässt schlussfolgern, dass die Glocke wirklich für die Hasenpother Kirche bestellt wurde und auf Kosten von Hans Striedebeck, Bürger von Hasenpoth, gegossen wurde (die Namen der Personen sind von verschiedenen Sekretären und Schriftführern notiert, deshalb hat sich die Schreibung öfters geändert).

Obwohl die letzten in den Dokumenten der Stadt Hasenpoth erwähnten Striedebecks - Brüder Joachim und Reinhold - 1638 alle ihre Immobilien verkauften und wahrscheinlich wegzogen, erinnert an die ehemaligen Mitglieder der Hasenpother Gemeinde der Name des Hans Stiedebeck auf der einst der Gemeinde geschenkten Glocke.

Aber jetzt versuchen wir zu klären, ob das die einzige Glocke in der Kirche gewesen ist. Im Fonds der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hasenpoth des Staatlichen Archivs für Geschichte Lettlands betreffen die ältesten Nachrichten über die Kirchenglocken das Jahr 1623. In den Protokollen kirchlicher Visitationen steht, wie viel dem Küster für ein Begräbnis – Grab ausheben und Geläut - zu zahlen ist. Zum Begräbnis eines Adligen werden alle Glocken (also gab es mehr als zwei Glocken), eines Bauern oder eines Leibeigenen nur eine geläutet.

„Alle 3 Glocken” läuteten zum Begräbnis auch nach dem gründlichen Umbau der Kirche 1698 – 1699. Man kann sagen, dass die Kirche so gut wie neu aufgebaut wurde. Doch im Winter 1703 wurde der Glockenturm von einem Sturm fast umgekippt. Der Turm wurde provisorisch schon während des Sturmes mit Balken gestützt und dann im April 1704 gründlich renoviert. Mindestens 1709/1710 wurden alle 3 Glocken geläutet.

1718 hat Philipp Jakob Günther, ein Glockengießer in Mitau, eine neue Glocke für die Hasenpother Kirche gegossen. Dafür sollte er 100 Alberttaler bekommen, aber die Summe wurde erst im März 1727 bezahlt. Dann wurde auch die neue Glocke von einem Fuhrmann nach Hasenpoth gebracht. Da bis zur Lieferung der neuen Glocke nur eine oder „beide” Glocken genutzt wurden, kann man annehmen, dass eine von den drei uns bekannten Glocken zur Anfertigung der Neuen umgeschmolzen wurde.

In der Zwischenzeit, so berichtet das Visitationsprotokoll von 1721, war das Kirchendach total eingebrochen. Dabei wurde die gesamte Inneneinrichtung zerstört. Nur der Altar blieb unbeschädigt. Im Mauerwerk der Südseitenwand der Kirche war ein großer Riss entstanden, weswegen 1721 eine provisorische Kirche gebaut wurde. Mit 9 Balken wurde auch der Glockenturm renoviert. Mit dem Bau einer neuen Kirche wurde erst 1730 begonnen und im Oktober 1733 war die „große Kirche“ fertig. Sie wurde am ersten Advent eingeweiht. Der Glockenturm aber war schon 1732 fertig, als am 16. Juli die „beiden Glocken“ aufgehängt wurden. Es ist auch zu erwähnen, dass in der Zeitschrift „Das Inland“ vom 6. September 1836 publizierten Auszügen aus dem Hasenpother Stadtarchiv erwähnt wird, dass am 16. Juli 1733 beide Glocken in beiden Kirchentürmen (?) glücklich und gut im Namen Gottes hochgehoben und aufgehängt wurden. Aber man findet sonst nirgendwo einen Hinweis darauf, dass die Kirche irgendwann einmal zwei Glockentürme gehabt hat. Der Berichterstatter hat sich hier wohl nicht nur in der Jahreszahl geirrt.

Obwohl nach der Lieferung der in Mitau gegossenen Glocke die Hasenpother Kirche wieder drei Glocken haben sollte, sind in den Kirchenbüchern nur zwei erwähnt. Möglicher Weise war die dritte defekt und gerade 1739 in Lübeck auf Bestellung des Hasenpother Pastors Christopher Ludwig Rosenberger, in eine neue, größere, umgeschmolzen. Auf der stand geschrieben: „Consistorii Piltensis Assesor, Pastor zu Hasenpoth und Jamaicken“ und für die der Pastor im Januar 1740 284 Gulden 15 Groschen dem Joachim Voigt in Libau zahlen sollte. Außerdem sollte er für die Fracht von Lübeck nach Libau (im Januar 1740) drei Gulden, für Transport vom Schiff „bis (Voigts) Haus“ 18 Groschen und für seinen Briefwechsel mit Lübeck 2 Taler 21 Groschen bezahlen.

Der Pastor starb aber 1741 ohne einen einzigen Groschen für die angefertigte Glocke bezahlt zu haben. Am 14. August 1750 starb auch der Sekretär des Zollamtes Libau Voigt und erst am 20. Oktober 1752 bekamen die Kuratoren seines Nachlasses die Zahlung für diese Kirchenglocke - 90 Gulden 24 Groschen bezahlte Herr von Dorthesen, Besitzer des Gutes Korallen (Kurele) und anderen Gutshöfen. Am 3. Februar 1753 bezahlte der Majoratsherr die restlichen 200 Gulden und dadurch war die Glocke „ausgehändigt und geliefert“. Damit hatte die Kirche wieder drei Glocken.

Im Juli 1802 wurde die „3 Birkavs, ein Pud und 15 Pfund“ (etwa 513 kg) schwere Glocke vom Kirchturm abgehängt und an Herrn Kupinus verkauft. Die Glocke wurde mit dem Wagen des Stadtrates nach Libau und von Libau nach Lübeck transportiert. Danach wurden nur die kleine (vermutlich die 1739 gegossene) und die große (1589) Glocke erwähnt.

1855 wurde eine der Glocken der Kirche ausgewechselt. Diesmal beschloss die Gemeinde, die alte Glocke nicht umzuschmelzen, sondern gegen eine andere, dem Bedarf der Kirche besser passende, einzuwechseln. Dafür wurden 49 Silberrubel Zuschuss und noch 4 Rubel für Transport und sonstige anfallende Kosten bezahlt. Die geringe Summe, die für das Transportieren gezahlt wurde, zeugt davon, dass die Glocke nicht von weither kam. Aus welcher Kirche aber - kann man leider nur raten. Aber es ist möglich zu klären, was gegen was eingetauscht wurde.

Da es 1867 in der Hasenpother Kirche zwei Glocken gab - die uns gut bekannte 1589 gegossene und die vorher nirgendwo erwähnte Glocke, die, wie die Aufschrift auf ihr bezeugte, 1739 in Lübeck im Auftrag von Dorothea von Keyserling geborene von Medem gegossen wurde, wird es klar, dass die Letztere gegen die im gleichen Jahr (1739) in Lübeck mit dem Namen des Pastors Rosenberg gegossene, eingetauscht wurde. Da, wie bekannt, der Mann von Dorothea dem Kimahlen - Zweig des Keyserling-Stammbaumes entstammte, ist es zu vermuten, dass die Glocke einer der Kirchen des Kreises Goldingen gehörte. Möglicherweise war sie bis 1855 eine der Glocken der Kirche von Goldingen, denn in dieser Kirche wurde im Oktober 1744 die Tochter von Keyserlings aus Kimahlen (Ķīmāle) getauft.

Beide Glocken waren im Glockenturm bis Oktober 1917, als die eine, offensichtlich die 1855 eingetauschte, abgehängt wurde.

Im Sommer 1915 wurden aus Lettland nach Russland, hauptsächlich nach Moskau und Nischnijnowgorod etwa 2000 Glocken ausgeführt. Von diesen wurden etwa 500 in den 1920er Jahren zurückgegeben. Die Glocke der St. Johanniskirche war bis zum Ersten Weltkrieg dem Alter nach nur die Fünfte. Nun ist sie die Älteste.

 

Die Orgel

Dass es in der St. Johanniskirche spätestens seit 1623 eine Orgel gab, ist sicher.

Im Visitationsprotokoll über die Kirchen– und Gemeindetätigkeit von 1623 gibt es eine Beschreibung der Verlaufsordnung einer Sonntagsgottesdienstzeremonie der „undeutschen“ (unteutsche) und der deutschen Gemeinde Hasenpoth. Den Deutschen half ein Organist, geistliche Lieder zu singen, in dem er die Orgelbegleitung spielte. Lettische Leibeigene aber konnten sich wohl keinen Organisten leisten weder für Geld noch Naturalien.

1676 kaufte die Gemeinde eine neue vom Orgelbauer Gabriel Benedicius gebaute Orgel.

Am 13. September 1736 unterzeichneten Christopher Ludwig Rosenberger (1700-1741) der Schöffe des Kaiserlichen Konsistoriums von Pilten, Pastor von Hasenpoth und Jamaicken und der Hoforgelbauer (von Preußen) Georg Siegmund Caspari (1693-1741) den Vertrag über den Bau einer neuen Orgel. Der Meister verpflichtete sich, die Orgel zu bauen und sie 1737 zum Jahrmarkt nach Memel zu liefern. Der Pastor aber verpflichtete sich, in vier Raten in bar den Orgelbau zu bezahlen und die Orgel zur Kirche zu bringen, wo dann der Geselle sie einrichten sollte. Dafür soll der Geselle freie Kost und die notwendigen Aushilfen bekommen und es sollen seine Reisekosten und die Transportkosten für sein Werkzeug gedeckt werden.

Am 23. August 1737 war die Orgel samt Erbauer selbst in Hasenpoth und ab dem ersten September weist die Kostenaufstellung der Kirche den Posten „Kosten für einen Bälgetreter” auf.

Schon 1747 sollte die Orgel repariert werden. Das macht der Orgelbauer Albrecht Jordan. 1790 wird die Orgel vom Orgelbauer J. T. Gordan repariert. Reparaturen werden auch nachher immer wieder durchgeführt. Gleichzeitig wird Geld auch für eine neue Orgel gespart.

Am 13. Mai 1868 beantragte der Orgelbauer Herrmann eine Kostenaufstellung für eine neue 20 – Registerorgel mit zwei Manualen und einem Pedal in Höhe von 2000 Rubel. Am 10. Juni unterzeichnete der Kirchenvorsteher die Vereinbarung mit dem Libauschen Orgelbauer P. C.(Karl) O. Herrmann Senior darüber, dass sich der Letztere verpflichtet, für die Hasenpother Kirche eine solche Orgel zu bauen, deren Register später für bis 2000 Silberrubel ergänzbar wäre und dass er dieses auch realisiert incl. Bau, Stimmung und vollständige Aufstellung in der Hasenpother Kirche. Garantie - 10 Jahre. Sollte der Orgelbauer in dieser Zeit sterben, übernimmt seine Verpflichtungen sein Sohn und Berufsnachfolger Karl Alexander Herrmann Junior. Die Orgel soll spätestens in 10 Monaten fertig sein.

Der Vertrag wurde vom Kirchenvorstand (Unterschrift unlesbar), Pastor Johann Wieckberg (1832-1884), P. C. O. Herrmann, von noch jemand dessen Unterschrift unlesbar ist und dem Organisten und Musiklehrer A. Berndt unterzeichnet.

Die Rigasche Zeitung vom 15. Juli 1869 veröffentlichte die Nachricht, dass am 18. Mai in Hasenpoth die neue vom Libauschen Orgelbauer K. Alexander Herrmann gebaute Orgel mit zu dem Zeitpunkt 16 Registern in 2 Manualen und 1 Pedal und mit möglicher Ergänzung bis zu 21 Registern feierlich eröffnet wurde.

Im Laufe der Zeit fing die Orgel an, ihre „Launen“ zu zeigen. Und so beschloss die Gemeinde Anfang des 20. Jh., dass es die höchste Zeit ist, eine neue Orgel zu bauen. Diesmal sollte der Bauvertrag mit einer Firma geschlossen werden, derer guter Ruf weit und breit bekannt war.

Und so wurde am 21. September 1903 eine Vereinbarung zwischen dem Gemeindevorstand Eduard von Schröder und dem kaiserlichen Hoforgelbauer Wilhelm Sauer unterzeichnet, mit der sich der Letztere verpflichtete, bis spätestens 1. Juli 1904 eine neue Orgel für 4200 Rubel zu bauen.

Und so bringt jetzt das Opus Nr. 906 der in Frankfurt an der Oder 1856 gegründeten Orgelbaufirma „W. Sauer”, das am 27. Juni 1904 eingeweiht wurde, den Zuhörern in Hasenpoth schon über ein Jahrhundert lang Freude.

Heute ist die Kirche Eigentum der autonomen ev. luth. Gemeinde. Sie ist ein „staatliches Baudenkmal von Bedeutung”.

In der Kirche befindet sich die Grabplatte, die früher die Grabstätte des Bischofs von Kurland (1501-1523) Heinrich Basedow (Henricus Basedow) unter dem Altar der Kirche schloss.

Basedow stammt aus einer Lübecker Patrizierfamilie. Er war Domherr der Lübecker Kirche, Magister der Künste und Adliger (magister in artibus, nobilis). Während des Romaufenthalts ist er dem Deutschen Orden als Priesterbruder beigetreten. 1520 schenkte ihm der Römische Kaiser Karl V. das Majoratsrecht auf das Bistum Kurland. Die letzten Nachrichten über ihn sind mit dem 23. Februar 1523 datiert.

Die Grabplatte des 1523 gestorbenen Heinrich Basedow ist eine 1,82 x 2,80 m große Kalksteinplatte, die in der östlichen Kirchenwand rechts vom Altar eingemauert ist. In den Plattenecken sieht man die Abbildungen der vier Symbole der Evangelisten - des Adlers, des Engels, des Stieres und des Löwen. Zwischen den Abbildungen ist der Text eingemeißelt. In der Mitte befindet sich eine lebensgroße Figur des Bischofs in ritueller Robe mit gotischer Ornamentik.

Die erneuerte Aufschrift auf dem Rand der Platte (auf Latein) lautet wie folgt –„Mortem obiit revendus in Christo pater dominus Henricus Basedow Dei gratia episcopus Euromiensis 1501-1523. (Im Gottes Frieden ging heim der ehrwürdige Vater Heinrich Basedow, durch Gottes Gnade Bischof von Kurland 1501-1523)“. Zu Füßen des Bischofs sind drei Wappenschilder. In der Mitte das Wappen des Bistums Kurland mit dem Bildnis des Gotteslammes, auf den Seiten die Wappen der Eltern des Bischofs Dietrich Basedow (1477-1501) des Ratsherren und Bürgermeisters von Lübeck und seiner ersten Ehefrau Hedwig geborene Lüneburg. Das Fehlen des Todesjahres zeugt davon, dass der Bischof die Grabplatte vor seinem Tode bestellt hat.

In einer speziell ausgebauten Nische der Südwand des Altarteils steht auf einem Postament aus Granit ein Denkmal in Urnenform. Nach einer Skizze des Malers Jānis Audriņš fertigte es der Bildhauer Kārlis Zemdega 1938 in der Werkstatt des Marmor- und Granitwerks V. Jaundālderis in Riga zum Andenken aller im Lettischen Befreiungskrieg und im 1. Weltkrieg gefallener Söhne der Hasenpother Gemeinde. Auf einer vom Metallkünstler Stefans Bercs angefertigten Silberplatte am Postament steht: „Ihr habt euer Leben für die Freiheit des Vaterlandes geopfert”.

Die Gedenkurne, an der Veteranen des Schützenregimentes Ehrenwache standen, wurde am 6. November 1938 unter Beteiligung der Pastoren Didriķis Eizengrauds für die lettische und Walter von Hirschheydt für die deutsche Gemeinde vom Kommandeur der kurländischen Division General Oskars Dankers eingeweiht sowie vom Militärpfarrer Pēteris Apkalns gesegnete.

Das Gemälde "Die Kreuzigung" von F. Walter(1864) diente lange Zeit als Altarbild.

Weiter kann man in der Kirche auch das Gemälde "Christus am Ölberg" (1833) von Johann Leberecht Eggink (1787-1867) finden.

Das heutige Altarbild "Christi Himmelfahrt" hat die in Hasenpoth ansässige Künstlerin Gunta Ruicēna geb.Freipiča (*1946) im Jahr 2008 für die Gemeinde geschaffen.

Kirchenberg mit der Johanniskirche und dem Haus Libausche Str.5 (Anfang 20. Jh.)
Kirchenberg mit der Johanniskirche und
dem Haus Libausche Straße 5. Anfang 20. Jh.
Der Kirchenberg im Jahr 2014
Der Kirchenberg im Jahr 2014
 
Kirchenberg mit St. Johanniskirche Anfang 20. Jh, im Vordergrund die hölzerne Brücke über die Tebber. Rechts in der Ferne die Synagoge
Kirchenberg mit St. Johanniskirche, Anfang 20. Jh,
im Vordergrund die hölzerne Brücke über die Tebber.
Rechts in der Ferne die Synagoge
Der Kirchenberg im Jahr 2015, im Vordergrund die steinerne Brücke über die Tebber
Der Kirchenberg im Jahr 2015, im Vordergrund
die steinerne Brücke über die Tebber
 
 

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