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Die Bebauung am Anfang der Atmodas Straße

 

Die heutige „Atmodas iela“ (deutsch etwa Straße des Erwachens. Gemeint ist das nationale Erwachen) ist zu allen Zeiten Hasenpoths Hauptstraße gewesen, jedoch nicht immer unter dem gleichen Namen. Im Mittelalter nannte man sie „Helle Straße“. In der Zeit vom Ende des 18. Jh. bis 1842 hieß der Straßenanfang bis zur Johannis Straße einschließlich Haus Nr.12 „Polizeistraße“. Weiter verlief sie unter dem Namen „Mitausche Straße“. Von dort, wo sich die heutige „Atmodas iela“ in die „Mitausche“ und die „Kalwensche“ Straße gabelt, wurde sie zum „Mitauschen“ Landweg.

Die „Polizeistraße“ wird 1863 erwähnt. Damals bildete die „Große Straße“ ihre Fortsetzung. Seit wann auch die „Polizeistraße“ den Namen „Große Straße“ bekam, ist nicht bekannt. Erwähnenswert scheint aber, dass der Architekt des livländischen Gouvernements, der in der heutigen „Atmodas“ iela 12A eine Inspektion vornahm, schon 1804 schrieb, dass sich der Neubau in der „Großen Straße“ befinde. Es ist aber nicht gelungen, diesen Straßennamen in anderen Dokumenten aus der Zeit bis 1858 zu finden.

1879 und 1884 liest man in Geschäftsbüchern von Handwerksbetrieben und Läden „Marktstraße“ als Standort - ausgenommen Haus Nr.7 und Nr.5, wo es zu der Zeit keine Geschäfte gab.

Nach dem Staatsstreich von Kārlis Ulmanis 1934 wurde die „Große Straße“ zur „Atmodas“ Straße (nationales Erwachen!). Am 3. November 1940 wurde sie zur „Straße des 21. Juli“ (Tag der Annexion durch die Sowjetunuion im Jahr 1940). Am 28. Juli 1941 (deutsche Okkupation) hieß sie erneut „Große Straße“. Irgendwann nach dem 2.Weltkrieg wechselte sie zur „Padomju iela“ (Sowjetstraße).

Erst im Jahr 1990 wurde sie dann wieder „Atmodas iela“ genannt (Atmoda = Erwachen zu erneuter Selbständigkeit).

 

Bebauung am Anfang der Atmodas Straße 1934
Bebauung am Anfang der Atmodas Straße im Jahr 1934
Bebauung am Anfang der Atmodas Straße im Jahr 2014
Bebauung am Anfang der Atmodas Straße im Jahr 2014

 

Dieses Foto vom 29. August 1934 (nach dem Staatsstreich von Ulmanis am 15.05.1934) zeigt die Kreuzung von Post- und Libauscher- mit der Atmodas Straße. Rekruten des Bezirks marschieren zum Bahnhof Hasenpoth.

Ganz links ist das Gebäude Atmodas Nr.1. Ende des 18. Jahrhunderts war es Itzig Hirschs Haus, das 1796 an seine Erben ging. Aber schon im Jahr 1803 kaufte es Jacob Petrewitz. Während der Seelenrevision 1811 war es schon Eigentum des Krügers (Wirt des Kruges im Haus Atmodas Nr. 7) Johann Gottlob Hellriegel. 1844 verkaufte der es für 3.100 Rubel an den Schnapsbrenner Mendel Perlmann.

Von Perlmann kaufte es 1846 der Kaufmann Ruben Löwenstein für 2.600 Rubel und verkaufte es 1851 dem Kaufmann Meier Michelsohn für 2.900 Rubel. Er hatte hier 1863 ein kleineres Haus. Obwohl die Michelsohns im Jahr 1933 erklärt haben, dass alle Bauten auf diesem Grundstück 1860 gebaut worden sind, muss man feststellen, dass zumindest das zweistöckige Wohnhaus erst nach 1863 errichtet worden ist. Das Grundstück blieb bis zur Kollektivierung 1940 Eigentum der Kaufmannsfamilie Michelsohn.

Meier Michelsohn gehörte 1879 der Krug in der damaligen Marktstraße, den seine Frau Hanne führte, ein Kurzwarengeschäft, dessen Verwalter Kommis 2. Klasse Marcus Vogel war, sowie auch ein Branntweinlager, wo der Eigentümer persönlich mit Branntwein und Spiritus handelte. Im Hof gab es einen Getreidespeicher. Hier waren auch Theodor Michelsohns Geschäft für Handarbeiten und Galanteriewaren und die Agentur der Moskauer Versicherungsgesellschaft "Anker" ("Якорь"). 1884 waren hier Jacob Isaksons und Lewin Kramers Kolonialwarenläden.

1891 seien in Michelsohns Haus Ludolf Mühlhausens Druckerei (siehe auch Kalwensche Straße 27), im Jahr 1894 Jānis Reimaņis’ Krug, im Jahr 1896 der ,,Kirchenkrug”, den Fritz Preis hier mindestens bis 1900 geführt hat.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren unter dieser Adresse Theodor Michelsohns Handarbeitsgeschäft, Johanna Michelsohns Ausspann, das Kurzwarengeschäft von Jēkabs Rudzītis und Hirsch Abraham Ziegels „Kwasshandel vom Keller” registriert.

1913 bekam Wilhelm Schenck von der Stadt die Genehmigung, in diesem Haus ein Trakteur zu betreiben.

1916 fand man unter dieser Adresse den Laden mit Handarbeitswaren von Alexander (Ezriel) Michelsohn, den Kolonialwarenladen von Fritz Ernstsohn, das Trakteur von Marcus Bluhm, die Bäckerei von Haim Stein und die Schuhmacherwerkstatt von Mārtiņš Zuntler.

In den 1920er Jahren befanden sich 6 Wohnungen mit 17 Zimmern und 3 Küchen, Läden von Jānis Venslavs, Alexander Michelsohn und Fricis Alksnis im Gebäude. Hier waren auch die Anstalt zur Erzeugung von Mineral- und Fruchtwasser und das Trakteur von Markus Bluhm. Wenschau hatte hier außerdem eine Herberge. In 2 Wohnungen waren die Arztpraxen von Honon Dobrij und Hirsch Fleischmann. Fleischmann war gleichzeitig Leiter und Lehrer der jüdischen Grundschule. Außerdem befand sich im Hause eine private Bibliothek, die neuste Ausgaben in lettischer, deutscher und russischer Sprache anbot. Die Bücher konnten tags von 12 bis 6 Uhr im „Manufakturladen B. Michelsohn” Große Straße 1 ausgeliehen werden.

In den 1930er Jahren waren in diesem Haus die Manufaktur von Rachel Michelsohn, Speisen- und Konditorei-Angebot von Augusts Alksnis, Wein- und Branntweinhandel von Anna Trammdach, wo ihr Ehemann Otto Trammdach als Verkäufer arbeitete. Später übernahm diesen Laden Indriķis Zarahovičs. Da waren auch der Eis- und Obstladen von Leokadie Saweljew und der Schuhladen von Aisik Foss. Die Arztpraxen von Dobrij und Fleischmann gehörten jetzt Leib Kuschner und Grigori Lempert. Und auch die Zahnarztpraxis von Rosa Hirschberg befand sich in diesem Gebäude. Hier praktizierte auch der Zahntechniker Michail Bluhm, der im Sommer 1940 stellvertretender Bürgermeister der Stadt wurde. Hier war auch der hebräische Kultur- und Sportverein „Makkabi” ansässig.

1940 befanden sich hier auch David Beitlers Handel mit verschiedenen Erzeugnissen und Materialien sowie die Privatpraxis des Zahnarztes Isaak Fircks.

Von den Gebäuden rechts auf dem Foto ist nicht eines erhalten geblieben.

Atmodas Nr.2 war das erste. Es hat Ende des 18.Jh. Brandt gehört, der es

1806 an Simon Kunder verkauft hat. Bei der Seelenrevision im Jahr

1811 war Simon Marcus Kunder als „Schenker“ (Krüger) registriert.

1852 gab es Simon Kunders Branntweinhandlung.

1837 kaufte Hirsch Trembe das Haus und verkaufte es

1847 für 1.500 Rubel an Josel Gerson. Von Josel erbte im Jahr

1871 Minna Gerson.

1879 war im Hause Gerson das Kurzwarengeschäft von Elias Kirschner.

1884 hatten hier Levin Kramer und Jankel Beitler ihre Läden.

1896 erwarb Beitler das Haus und richtete hier seinen Kurzwarenladen ein.

1912 erbten die Kinder das Anwesen und Rosa (Rahel) Beitler führte hier ein kleines Lebensmittelgeschäft.

1940 im März verkauften Beitlers Erben 3/4 Anteile an Feige Martha Katz.

Rosa Beitler wohnte hier bis zum Herbst 1941.

 

 

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