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Atmodas Straße 21 und 23

 

Atmodas Nr. 21 und 23 um 1900
Atmodas Straße 21 und 23 um 1900
Atmodas Nr. 21 und 23 im Jahr 2014
Atmodas Straße 21 und 23 im Jahr 2014

 

Zunächst zu Atmodas Nr. 21, dem eingeschossigen Haus mit der Dachgaube und den Linden davor, das auch schon auf einem früheren Foto zu sehen war.

Ende des 18. Jh. gehörte dieses Grundstück dem Kammerherren von Keyserlingk, Gutsherr der Güter Gawesen (Gaviese), Groß-Lahnen (Dižlāņi), Warwen (Vārve) und weiteren Gutshöfen.

1798 kaufte es Moses Nathan, ein jüdischer Kaufmann aus Kabillen (Kabile).

1804 verkaufte der es Jacob Heymann, einem weiteren jüdischen Kaufmann. Aber zwei Wochen später verkaufte der es dem Pelzer (Kürschner) und Sattlermeister Andreas Johann Koch. Von ihm übernahmen es im Jahr 1843 seine Erben, die ihr Erbe im Jahr 1850 dem Sattler Alexander Schroeder und seiner Ehefrau Amalia verkauften.

1857 nahmen die Schroeders Kredit für einen Neubau auf. Schon 1863 hatte der Sattler und Gerichtsvogt Alexander Schroeder sein neues Wohnhaus und drei Nebengebäude für 4.050 Silberrubel, eine für die damalige Zeit nicht geringe Summe, versichert. In 18 Zimmern haben dort 24 Personen gewohnt. Für sich und seinen Kutscher Toms Vējkājs hatte Gregor von der Osten-Sacken 2 Zimmer gemietet. 2 weitere mietete Hugo von Hahn, für sich und seinen lettischen Diener Jākobs Kālmanis.

Im Haus soll auch eine Manufaktur gewesen sein.

Es habe auch 3 Nebengebäude gegeben. Und man habe 3 Luxuspferde gehalten.

1879 hat das Haus dann schon Schroeders Madam (Hausherrin) gehört. Sie war vermutlich verwitwet. Von ihr kaufte es im selben Jahr der Stadtsekretär Wilhelm Ulich für 5.732 Rubel. 1879 und auch noch 1884 war hier Selig Gabetts Kurzwarengeschäft.

1892 sei diese Immobilie versteigert worden. Ludolf Mühlhausen erwarb sie für 6.500 Rubel. Er hat hier (wahrscheinlich in einem der Gebäude im Hof) eine Typographie und Lithographie eingerichtet. 1893 hat er hier eine Buch- und Schreibwarenhandlung, eine Buchdruckerei und eine Buchbinderei gehabt.

1898 waren hier Buchdruckerei, Apotheken -Papier- und Kartonfabrik und auch noch eine Schreibwarenhandlung.

1900 verkaufte Mühlhausen sein Eigentum dem Metzgermeister Karl Schiermann für 9.500 Rubel. So wurde diese Immobilie Anfang des 20. Jh. als Schiermann-Haus bekannt. Im Hof hatte Schiermann eine Metzgerei und einen Betrieb zur Herstellung von Wurstwaren. Im Gebäude an der Straße wurden Fleisch- und Wurst verkauft. 1928 beantragte Schiermann bei der Stadtverwaltung, das Niveau des Fußbodens im Haus durch Abbruch des Kellers abzusenken und die Treppe an der Straße abzutragen.

1930 gab es im eingeschossigen hölzernen Wohnhaus mit Anbau sowohl 2 Wohnungen- 6 Zimmer und 2 Küchen, als auch 3 Laden- und 2 Arbeitsräume.

Am 25. Oktober 1939 wurde das Eigentum auf den Namen des Sohnes von Karl Schiermann, Arthur Jānis (Johann) Schiermann ins Grundbuch eingetragen. Nach Schiermanns Umsiedlung nach Deutschland, wurde die Immobilie am 11. Juni 1940 von der lettischen Kreditbank übernommen.

Anfang des 20. Jh. bis zum Ersten Weltkrieg war im Gebäude an der Straße die Schreibwaren- und Buchhandlung von Altberg. Anfangs wurde das Geschäft von Wilhelm Altberg geführt. Ihm gehörte in Hasenpoth auch ein kleiner Verlag. Später übernahm seine Tochter Wilhelmine die Führung. Bis 1908 war hier auch der Gold-, Silber- und Uhrenhandel von Josef Matze, später auch das Uhrengeschäft von Moses Josephart, das dort bis Ende der 1930er bestand.

Anfang des 20. Jh. waren hier Elīze Jākobsones Manufaktur- und Galanteriewaren.

In den 1920ern arbeiteten im Schiermann-Haus Sara Backs Buch- und Schreibwarenhandlung und Hirsch Backs Zahnarztpraxis.

Von 1924 bis 1929 handelte David Levi mit Kolonial- und Manufakturwaren.

Ab 1929 wurden neben Manufaktur- und Galanteriewaren auch Konfektion und Schuhe verkauft.

Seit den 1920ern gab es die Wurstherstellung und Verkauf von Paul Tonig, bei dem man geräucherten Schweine- und Rinderschinken, geräucherte Schweinsköpfe, Mett-, Grütz-, Leber-,Berliner-, Bratwurst und andere Fleischwaren kaufen konnte.

Auch Arthur Schiermanns Haushaltsartikel-Handel und in den 1930ern das Lebensmittelgeschäft von Arnolds Pūjens und das Manufaktur- und Galanteriewarengeschäft von David Levi waren hier.

Heute ist es Eigentum der Stadt mit Schönheits- und Friseursalon als Mieter.

Und jetzt wenden wir uns dem ehemaligen Hotel „Central“ Atmodas Nr.23 zu.

1799 soll hier das Holzhaus des jüdischen Kaufmanns I. Gilde Hirsch Samuel gestanden haben. Wegen Verschuldung ging sein Eigentum im Jahr 1802 an seinen Kreditgeber, den Eigentümer der Güter Gawesen (Gavieze), Groß-Lahnen (Dižlāņi), Warwen (Vārve) und weiterer Gutshöfe, den Kammerherren von Keyserlingk über. Da aber Keyserlingk sein Geld zurück wollte, verkaufte er das Grundstück dem Hasenpothschen jüdischen Kaufmann Abram Moses im Jahr 1803 für 1.700 Albertreichstaler. Sechs Tage später verkaufte der es für 1.775 Taler Herz Danziger, einem weiteren jüdischen Kaufmann.

1822 war es schon im Besitz von Karl Becker, der es dem Advokaten des Oberhauptmannsgerichts Georg Heinrich Kramer für 700 Silberrubel verkaufte. 1852 kaufte es der Schulinspektor des Hasenpothschen Kreises Dr. Ludwig Köhler für 4.500 Rubel. Der Kaufpreis weist darauf hin, dass es irgendwann vor 1852 total umgebaut oder von Grund auf renoviert worden sein muß.

Das Foto "Die Hasenpother Kreisschule" auf Seite 32 des Buches "Brīvzemnieks" von Teodors Zeiferts, Riga 1929, lässt den Schluss zu, dass in diesem Haus die erwähnte Schule gewesen ist, die Fricis Brīvzemnieks besucht hat.

1863 waren auf dem Grundstück des Schulinspektors, des Assessoren des wissenschaftlichen Lehrerkollegiums Köhler, 2 Holzhäuser zu Wohnzwecken, ein separates Geschäftshaus, als auch 1 massiver Schuppen und 2 Holzschuppen/Pferdeställe. Das Ganze war für 4.610 Silberrubel versichert.

Im Gebäude soll es zwei Läden gegeben haben. In einem habe man Alkohol, in dem anderen landwirtschaftliche Erzeugnisse angeboten. 1878 kaufte Hedwig Rosenberger, die Frau des Postmeisters, dieses Anwesen von Köhlers Erben für 3.600 Rubel. 1879 seien hier das Kurzwarengeschäft von Meier Margolin, die Agentur der Petersburger Feuerversicherung, die der Hausherr selbst geleitet habe und die Agentur ,,Salamander“ gewesen.

Mit dem Verkauf dieses Grundstücks an Antonia Baronin Simolin, Gattin des Oberschlossherren von Simolin, für 6.200 Rubel hat die Postmeistersfrau im Jahr 1880 gut verdient. Die Baronin verkaufte es am 31. August 1898 für 4.000 Rubel dem Kaufmann Teodor Tiede. Er hatte schon am 1. Juli desselben Jahres dort ein Hotel eröffnet. Am 23. Dezember 1898 erlaubte der Stadtrat Rudolf Treugut im jetzt schon Teodor Tiede-Haus in der Großen Straße, ein Hotel zu eröffnen. Und wie das Foto zeigt, ist hier auch das Heim des Hasenpothschen Radfahrervereins ,,Tourist“ (Turists) gewesen.

Zu erwähnen bleibt, dass der Hasenpothsche Stadtarzt Julius von Haller (1863-1914) zum Jahresende 1899 geschrieben hat, dass es in Hasenpoth keine speziellen Übernachtungshäuser außer Krügen gäbe. Vielleicht betrachtete Haller dieses Hotel als Hasenpothschen Krug. Klar ist aber, dass der Hotelier Rudolf Treugut 1902 von Tiede, der inzwischen Stadtrat geworden war, das ganze Anwesen für 5.000 Rubel gekauft hatte. 1904 war er aber gezwungen es für 7.000 Rubel dem Libauschen Bierbrauer Andreas Dollinger zu verkaufen, bei dem er einen Kredit gegen Pfand aufgenommen hatte, den er nicht zurückzahlen konnte.

Neben dem verpachteten Hotel hatte Dollinger auch ein Trakteur und ein Bierlager. Leider brach am 29. Juni (11. Juli alten Stils) 1913 bei Dollinger Feuer aus und verbreitete sich sehr schnell im ganzen Haus. Doch schon am 7. Oktober wurden die von der Libauschen Bierbrauerei ,,Ramzaj & Co“ eingereichten Pläne zur Einrichtung des Hotels ,,Central“ vom kurländischen Gouverneur genehmigt und im Mai 1914 teilte Dollinger der Bauabteilung des kurländischen Gouvernements die Fertigstellung des Hotels mit und bat um Erlaubnis zur Eröffnung.

Zu gleicher Zeit wurde der kurländische Gouverneur von der Hasenpothschen Verwaltung gebeten, die Eröffnung des Trakteurs so nahe an der Schule (Atmodas iela 22) zu untersagen. In seiner Antwort vom 2. Juli 1914 teilte der Oberrat des Vizegouverneurs mit, dass der Bau eines neuen Gebäudes nach dem Brand am gleichen Ort und sogar auf dem alten Fundament, nicht als Neueröffnung zu betrachten ist. Das Hotel-Trakteur war außerdem auch während des Hotelbaus im benachbarten Haus-Hunau (Atmodas Straße 25) betrieben worden.

Es wurde auch darauf hingewiesen, dass die Trakteursfenster nicht auf das Schulgebäude ausgerichtet seien und dass in der Frontseite des Hauses vier Läden und nur zwei Eingangstüren – zum Hotel und zum Trakteur sein werden. Außerdem zähle das Hotel Dollinger zu den Handelsunternehmen höchster Qualifikation, welche sich in der Nähe von Schulen befinden dürfen. Somit wurde die Eröffnung des Hotels genehmigt.

Seit dieser Zeit steht an diesem Ort ein einstöckiges gemauertes Gebäude. Eigentümer blieb bis zum 28. Oktober 1928 Dollinger, der dann seine Hasenpothsche Immobilie für 30.000 Lat Marianna, Jankels Tochter (Jankelowna) Glückmann geb. Roloff verkaufte. Laut Zivilgesetz brauchte sie für dieses Geschäft die Zustimmung ihres Ehemannes, die sie von ihm, Tuvje, Scholoms Sohn (Scholomowitsch) Glückmann, auch erhielt.

Während des Ersten Weltkrieges wurde das ganze Haus vom deutschen Militär beansprucht aber 1919 öffnete das ,,Hotel Central“ seine Türen erneut. Der Hotelier war F. Ginters (Günter). Aber im Jahr 1921 hatte Alma Gintere hier Trakteur und Herberge.

1920 ist hier die Kanzlei des Hasenpothschen Kreisvorsitzenden Dāvis Miesiņš gewesen.

Seit 1920 war hier die Buch- und Schreibwarenhandlung von Friedrich Rosenstein. In den 1920ern war hier auch der Geschirr-, Lampen- und Glasverkauf von Teodor Tiede. 1922 eröffnete der Hasenpothsche Jugendverband eine Bibliothek mit Lesetisch "in eigenen Räumen, im Gebäude des Centralhotels".

Am 4. September 1923 genehmigte die Stadtverwaltung die Eröffnung des Büffets des Hasenpothschen Jagdverbands im Haus Große Straße 23. Im gleichen Jahr war hier im Hause auch das Trakteur des Hotels „Central“.

1925 wurde „die Restauration des Central Hotels geschlossen“ es blieben das Trakteur des Jagdverbands und die Hasenpothsche Filiale des Libauschen Großhandels für Landwirtschafts- und Industriemaschinen ,,Central“.

1928 wurde das „Hotel Central“ leider liquidiert. In diesem Jahr sei hier die Herberge von Kristvaldis Sīmanis gewesen. 1929 hatte Osvalds Jansons hier seinen Frucht- und Beerenweinhandel.

1927 nahm die Kommanditgesellschaft (KG) „Maschinen- und Eisenhandel Central“ hier ihre Tätigkeit auf. Erster Eigentümer war Hink Hirschmann, der im selben Jahr von J. Brants und J. Blumbergs abgelöst wurde. 1929 wurde die KG durch den Maschinen- und Eisenwarenhandel „Lakta“ (Amboss) ersetzt. Besitzer war Salman Fischer, Geschäftsführer Blumbergs. 1930 war Jākobs Blumbergs Eigentümer.

Im Herbst 1932 eröffnete Anna Rožkalne an Stelle des Trakteurs die Teestube ,,Centrs“ mit warmem Mittagessen, Tee, Kaffee und Gebäck im Angebot. 1935 wartete die Herberge „Central“ auf Gäste, bot Übernachtung, zu günstigen Preisen und freundliche Bedienung.

In den 1930ern waren hier Solomon Fischers Maschinen- und Eisenhandel, der Eisenwarenhandel von Paula Blumberg und das Manufakturgeschäft von Tuvje Glückmann.

Heute ist es unbewirtschaftetes Privateigentum.

 

 

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