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Atmodas Straße 24, 26, 28 und 30

 

Atmodas Nr. 24, 26, 28 und 30 am Ende der 1890er Jahre
Atmodas Straße 24, 26, 28 und 30 am Ende der 1890er Jahre
Atmodas Nr. 24, 26, 28 und 30 im Jahr 2014
Atmodas Straße 24, 26, 28 und 30 im Jahr 2014
 
Atmodas Nr. 24 Anfang des 20. Jh.
Atmodas Straße 24 Anfang des 20. Jh.
Atmodas Nr. 24 im Jahr 2014
Atmodas Straße 24 im Jahr 2014
 
Atmodas Nr. 26 und 24 in den 1920er Jahren
Atmodas Straße. 26 und 24 in den 1920er Jahren
Atmodas Nr. 26 und 24 im Jahr 2014
Atmodas Straße 26 und 24 im Jahr 2014
 

Im ersten Haus rechts Atmodas Nr.24 (nur 1. Ansichtskarte!) sehen wir die "Adlerapotheke" des Pharmazeuten Oswald Julius Lichtenstein (1861-1923). Dieses zweistöckige Haus mit Dachgaube war 1865 vom Pharmazeuten Karl Gottlieb Ludwig Lichtenstein (1827-1904) gebaut worden (siehe auch Atmodas Nr. 19).

Am Ende des 18. Jh. wohnte hier in seinem eigenen Haus der Kaufmann III. Gilde Israel Itzig. Der verkaufte sein Haus 1799 dem Arzt Mendel Levi Horwitz für 1.000 Taler.

1804 erwarb es der Piltensche Gerichtsdiener Johann Gerhard Schulz für 756 Silberrubel von Doktor Horwitz.

1811 ist es das Haus des Bierkrügers Itzig Baruch.

1824 trug der Krüger den Nachnamen Baruchsohn.

1834 war sein Sohn Wulff Baruchsohn Eigentümer des Anwesens.

1825 handelte Simka Moses mit Branntwein im Baruchsohnschen Haus.

1863 gehörte das nicht versicherte hölzerne Häuschen mit den 4 Zimmern Baruch Baruchsohn. Der Eigentümer selbst wohnte hier nicht. In den 4 Zimmern waren 4 jüdische Familien untergebracht - 22 Menschen: die vierköpfige Familie des Krämers Berner, die siebenköpfige Familie des Schusters Brandenburg, die achtköpfige Familie des Schusters Simson und die dreiköpfige Familie des Malers Stusser.

1863 kaufte Apotheker Carl Lichtenstein dieses Grundstück mit dem erwähnten Gebäude für 2.000 Rubel, um darauf sein eigenes Wohnhaus mit Apotheke zu errichten. Der Bau wurde 1865 fertig gestellt. Nachdem Carl Lichtensteins Sohn Oswald im Jahr 1886 sein Pharmaziestudium in Dorpat abgeschlossen hatte, verkaufte der Vater ihm die Apotheke mit der Einrichtung für 30.000 Rubel.

Als in den 1920er Jahren in Hasenpoth die „Neue Apotheke“ (siehe Atmodas iela 16) eröffnet wurde, änderte die „Adler-Apotheke“ ihren Namen in ,,Alte Apotheke“, obwohl auf dem Schild einfach nur ,,Apotheke“ stand. Die Apotheke nahm 5 Räume ein, 11 Räume dienten zu Wohnzwecken und in 2 weiteren Geschäftsräumen wechselten die Mieter im Laufe der Jahre.

1923 erbten Lichtensteins Kinder Kurt, Elisabeth und Ferdinand. Kurt Lichtenstein pachtete die Apotheke. Offiziell hieß die Apotheke ,,Kurt Lichtenstein und Partner“.

1939 wurden Lichtensteins in den Warthegau umgesiedelt. Auf Beschluss des Hasenpother Stadtrates vom 23. Februar 1940, dem das kommunale Departement zugestimmt hatte, kaufte die Stadtverwaltung Kurt Lichtensteins einstige Apotheke von der Fiduciārās izceļotāju AS (Fiduciara Umsiedler AG) für 5.500 Lat. Gemäß Beschluss der Stadtverwaltung vom 15. März 1940 stellte der Bürgermeister den Provisor Kārlis Dartavs mit einem Monatslohn von 300 Lat als Verwalter der Apotheke ein.

Interessant sind für uns heute Informationen im Einwohnerverzeichnis, das Anfang des Jahres 1916 peinlich genau für das Apothekerhaus aufgestellt worden ist. Erfasst wurden darin alle Einwohner mit Vor- und Nachnamen, Stand oder Beruf, Geburtsdatum und Geburtsort, ihrer Religionszugehörigkeit und ihrem Familienstand. Das Verzeichnis gibt Auskunft darüber, seit wann die jeweilige Person in Hasenpoth und in welcher Art von Wohnung, ob privater oder dienstlicher, sie wohnt. Daraus ergibt sich die Zahl von 21 Personen, die im Apothekerhaus gewohnt haben: „die fünfköpfige Familie des Apothekers, die Erzieherin seiner drei kleinen Kinder, 2 Pharmazeuten, die fünfköpfige Familie des Zahnarztes, der Bäcker mit seiner Ehefrau, 1 Arbeiter und 5 Dienstmädchen.“

Die Räume im Erdgeschoss wurden an Kaufleute vermietet. In den 1870er Jahren war hier Levin Zipperts Kurzwarengeschäft, später in den 80ern das von Abraham Zippert. Anfang des 20. Jh. war es Guttel Friedbergs Kurzwarengeschäft, vor dem ersten Weltkrieg Ernst Kehrers Bäckerei. In den 1920er Jahren A. Rones Teestube, später Jēkabs Roņis’ Bierhandel und Verkauf von Wein aus Obst und Beeren der Region. In den 1930er Jahren war hier Kriš Roņis’ Teestube und Bäckerei.

Heute ist es Eigentum der Kommunalverwaltung, in der die Polizei arbeitet. Pächter weiterer Räume sind die GmbH „Rumis“ für die „Māras-Apotheke“, die Hasenpother Stadtbibliothek, das Cafe ,,Livonija“ und Valentīna Skujas Blumenlädchen. Im oberen Stockwerk befinden sich Wohnungen.

Es folgt die "Piltensche Klubgesellschaft in Hasenpoth" im Haus Atmodas Nr. 26.

Dieses Haus baute der Landmesser und Sekretär des Landratskollegiums Ludwig Babst im Jahr 1802. Er plante, es dem Piltenschen Landratskollegium, das neue Räumlichkeiten suchte, zu verkaufen. Doch seine Pläne scheiterten. Babst konnte seine Kredite nicht fristgerecht zurückzahlen, so kam das Anwesen 1805 zur Versteigerung, auf der es Carl Baron Roenne (1780-1845) erwarb.

Im Juni 1816 unterzeichneten der hochadlige Carl Baron Roenne, Assessor des Landratskollegiums, Erbherr auf Schloss Hasenpoth (Aizputes pilzmuiža) und Ewahden (Ievade), als Verkäufer und seine Exzellenz Carl von Behr, Piltenscher Landrat, Gutsherr von Puhnjen (Pūņi), als Käufer für den Piltenschen Klub in Hasenpoth einen Kaufvertrag, laut dem der Erstere für 1.300 Neue Alberttaler oder für ein Äquivalent in Silberrubel das Wohnhaus auf diesem Grundstück mit allem, was dazu gehört, verkauft und der Letztere es kauft. Der Vertrag wurde am 23. Juli 1817 in das „Ingrossationsbuch“ (Nachweis über Hypotheken an Grundeigentum) des Magistrats der Stadt Hasenpoth eingetragen.

Der offizielle Name wurde im Alltag nicht gebraucht. Die deutschen Bewohner der Stadt nannten das Gebäude „Adelsklub“ und die lettischen entweder „Gutsbesitzerklub“ oder „Deutschenklub“, denn nach Liquidierung des Piltenschen Kreises und Auflösung des Landtags, erfüllte er die Funktion eines Klubs der deutschen Gesellschaft in Hasenpoth. Im Klub wurden Konzerte, Theatervorstellungen, Auftritte von Gastkünstlern und andere gesellige Veranstaltungen organisiert.

Mit diesem Haus sind auch die ersten Nachrichten über die erste örtliche [deutsche] Laien-Theatervorstellung in Hasenpoth verbunden. Der berühmte deutschbaltische Maler und Kulturschaffende Julius Döring (1818-1898) berichtet, dass am 30. Dezember 1846 im Hasenpothschen Klub eine Laien-Theatervorstellung stattfand. Man habe zwei kleine (Theater-)Stücke: ,,So gehts“ und ,,Jeder kehre vor seiner Tür“ aufgeführt. Eine Eintrittskarte habe 50 Silber-kopeken gekostet und alle Einnahmen habe man zu wohltätigen Zwecken für Bedürftige gespendet.

Außer dem steinernen Haus an der Straße, das auf dem Bild zu sehen ist, gab es im Hof noch ein zweites, hölzernes Wohnhaus. Darin wohnte der Kassenwart des Klubs, der auch gleichzeitig Koch war, mit seiner Familie.

Auch noch in den Jahren des Ersten Weltkrieges waren hier Büffet und Kantine des Piltenschen Klubs.

Nach dem Kriege setzte die Gesellschaft ihre Tätigkeit fort. Sie verpachtete aber ihr Anwesen dem Hasenpothschen Kooperativ, das hier ihr Hauptgeschäft und Büro führte.

Am 19. Dezember 1927 wurden auf Grund einer Schenkung der „der Deutsche Elternverband in Lettland“ Eigentümer. Von ihm pachtete die Lettische Volksbank das Gebäude.

1929 verpachtete die Stadtverwaltung den Platz vor diesem Gebäude an „The Shell Company of Latvia Ltd.“ für den Bau einer Tankstelle mit unterirdischem Benzintank, mit Pumpen und Verbindungsrohren. Die Gesellschaft bekam das Recht, diese Anlage für eine Jahrespacht von 300 Lat treuhänderisch zu nutzen. Die Tankstelle befand sich nicht weit vom Ladeneingang im rechten Flügel des Gebäudes.

In den 1930er Jahren war hier auch Jozefs Cerns’ Fleischerei.

Dieses Haus wird auch im Zusammenhang mit den lettischen Freiheitskämpfen erwähnt. Auf Befehl Nr. 220 vom 22. Februar 1919 des Bataillonsführers des Lettischen Sonderbataillons Oskars Kalpaks traf am selben Tag der Oberleutnant Fr. Zommers in Hasenpoth ein, um eine Kommandantur einzurichten. Am 25. Februar gab der Kommandant Fr. Zommers den Befehl, die Kommandantur in den Räumen des Gutbesitzerklubs Große Straße 26 einzurichten. Die Räume sollten ab dem 26. Februar der Kommandantur zur Verfügung stehen.

Am 19. März 1919 wurde Leutnant Cezars Pētersons auf Befehl des lettischen Verteidigungsministers zum Kommandanten von Hasenpoth ernannt. Er trat seinen Dienst am 20. März 1919 an. Am 23. März 1919 gab er den Befehl Nr. 26 aus. Im Punkt 2 des Befehls heißt es: ,,Ab heute sind die Dichter Skalbe, Akuraters und Lejmanis in die Verpflegungsliste aufzunehmen.“ Aber schon am nächsten Tag waren sie aus der Liste gestrichen. Daraus lässt sich ableiten, dass Kārlis Skalbe (1879-1945), Jānis Akuraters (1876-1937) und vermutlich der Buchverleger und Literat aus Niederkurland Jānis Lejmanis während ihrer Propagandafahrten für ein unabhängiges Lettland auch Hasenpoth besucht haben.

Heute steht hier ein in der Sowjetzeit errichtetes Gebäude, das Eigentum der Libauer Konsumgenossenschaft ist. Im Erdgeschoss ist ein Blumenladen, im ersten Stock der Laden mit Gebrauchtwaren „RDA“ und eine Fleischerei.

Hinter dem Klub ist Atmodas Nr. 28.

Es ist bekannt, dass das hier Ende des 18. Jh. und Anfang des 19. Jh. das Haus des Posamentierers Joseph Moses war, in dem auch der Feldscher des Piltenschen Kreises Johann Heinrich Hahn gewohnt hat. Irgendwann vor 1819 hat es Kanzler August von Fircks gekauft, denn genau von ihm kaufte es 1819 der Müller Heinrich Christoph Wilcke.  

1835 kaufte Schreinermeister und Ratsherr Johann Ernst Bruder die Liegenschaft für 960 Rubel,

1850 – Levin Zern für 1.200 Rubel und

1858 – der Fleischer Friedrich Kristall für 1.735 Rubel.

1863 waren hier zwei hölzerne Wohnhäuser und ein hölzernes Nebengebäude vom Fleischer Friedrich Kristall.

1879 war hier eine Fleischerei. Kristall verkaufte seine Produkte, indem er sie in die Häuser lieferte. Im selben Jahr kaufte Kristalls verheiratete Tochter Wilhelmine Walter das Gebäude für 1.075 Rubel.

1882 war das Haus in einem so schlechten Zustand, dass die Stadtverwaltung mit der Schließung des Hauses drohte, falls der Eigentümer es nicht total saniert.

1883 wurde das Grundstück versteigert. Theodor Michelsohn erwarb es für 1.630 Rubel. Er hat das Haus aber erst 1899 umgebaut.  

1908 kaufte Kristaps Fricis Pasters das Grundstück. In der Versicherungspolice von 1912 ist vermerkt, dass das Haus vor einem Jahr gebaut worden ist – also 1911.

In den Jahren des Ersten Weltkrieges war hier die Kantine von Indriķis Reizups, die auch in den Nachkriegsjahren arbeitete, als hier auch der Friseursalon von Osvalds Mačkus war.

1923 wurden Anna und Līze Pasters, die Erbinnen von Kristaps Pasters, Eigentümerinnen dieses Hauses.

1927 brauchte das eingeschossige Holzhaus mit dem Dachausbau wieder eine Grundsanierung. Doch es wurden nur kleine, allernotwendigste, anstehende Ausbesserungen durchgeführt.

In den 1920er Jahren verkaufte hier im Laden Behr Schapiro Kolonial-, Pelz- und Lederwaren, Pferdegeschirre und Schuhwerk.

In den 1930er Jahren waren an dieser Adresse: immerhin noch Indriķis Reizups` Speisenhaus, außerdem Beila Jākobsones Schuhgeschäft, Sundel Hirschhorns Geschäft mit Alltagswaren, Manufakturhandel und Wollannahme und die Drogerie – anfangs von Leo Michalowitsch, dann von B. M. Blūms.

1939 wurde das Eigentum von Anna und Līze Pastora wegen der Hypothekenschulden versteigert. Es kaufte Elīze-Dore Jākobsone.

Heute ist hier das Café und die Bäckerei „SS“ von Sandra Stāla.

Weiter hinten sieht man das Wohnhaus Atmodas Nr. 30.

Ende des 18. und Anfang des 19. Jh. war es das Haus des Gerichtsvogts Heinrich Ludwig Kuhtz.

1825 war hier Abraham Isakowitz’ Branntweingeschäft.

1826 verkauften die Erbinnen von Kuhtz das Haus für 1.100 Silberrubel dem Hasenpothschen Bäckermeister Friedrich Christoph Siegel.

1830 verkaufte Siegel es dem zünftigen Gerber Christian Dentler und Janett Dentler für 1.200 Rubel.

1857 erbte Janett auch Christians Anteil.

1863: Das Haus mit 11 Zimmern stand hier schon mindestens, als es Jennie König gehörte. Damals befand sich auf diesem Grundstück auch ein Fabrikgebäude, vermutlich eine Gerberei. Denn als es Theodor Michelsohn gehörte (er hat es 1876 auf einer Auktion für 2.500 Rubel ersteigert), gab es die Gerberei, die von dem Kommis zweiter Klasse Karl Horn und seinen 8(!) Gehilfen betrieben wurde. Die Gerberei befand sich wahrscheinlich am Tebberufer. Der Krug, der Emma Günther gehörte und auch von ihr geführt wurde, befand sich wohl eher nicht im gleichen Haus wie die Gerberei.

1884 besaß Christoph Wiedner hier einen Krug.

1889 kaufte Kaufmann Kārlis Dēlands dieses Haus von Theodor Michelsohn. Auch er betrieb hier vom Beginn der 1890er bis mindestens 1900 einen Krug. Seit 1896 hatte er hier außerdem einen Kolonialwarenladen und Materialhandel, den er ebenso wie die Herberge, deren Eröffnung ihm die Stadt im Jahr 1901 genehmigt hatte, auch noch nach dem Ersten Weltkrieg betrieb.

1911 soll hier J. Raudes Bierhandel gewesen sein.

Nach dem Tode von Kārlis Dēlands erbte 1933 sein Sohn Oskars. Er führte hier seinen Lebensmittelladen. In den 1930er Jahren war hier auch Osvalds Mačkus’ Friseursalon.

Am 3. Februar 1941 wurde Oskars Dēlands verhaftet und wegen antisowjetischer Propaganda unter Kulaken (Großbauern) und ehemaligen Aizsargi (Schutzleuten) und einem geplanten Netz von antisowjetischen Organisationen im Bezirk Hasenpoth angeklagt. Ihn rettete die Tatsache, dass seine Ehefrau Deutsche und schon umgesiedelt worden war. Auf Grund von dem zwischen der UdSSR und Deutschland am 10. Januar 1941 unterzeichneten Zusatzprotokoll über die Nachumsiedlung der Deutschen, verlangte die deutsche Seite die Ausreise von Dēlands. So gelangte Dēlands statt nach Sibirien nach Deutschland.

Heute ist dieses Gebäude Privateigentum.

 

 

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